Dienstag, 4. August 2020
In der Straßenbahn...
...sah ich verträumt nach draußen. Lange ist es her, dass ich mal wieder Straßenbahn gefahren bin. Bei schönem Wetter fahre ich mit dem Fahrrad zur Arbeit. Es nieselt heute leicht. Die Tröpfchen perlen auf die Scheiben.

Ich blicke mich um und beachte die einzelnen Details. Die Hämmer, um die Fenster im Notfall aufzuschlagen. Die Notbremsen. Der Fahrerrufknopf gleich links neben der Schiebetür. Der Haltewunschknopf am Griff daneben. All die anderen, unzähligen Haltewunschknöpfe. Der Haltewunschknopf für Behinderte. Ein Feuerlöscher unter der Vierersitzgruppe. Ein Verbandskasten unter einer anderen. Die Kameras an der Decke. Die Fahrzielanzeige. Die Ansagestimme, die monoton die Haltestellennamen vorließt. Die Fahrgäste, die in ihr Smartphone schauen.

Es gibt derzeit kein Gedränge und kein Geschubse. Kein Gebrülle und kein Geschrei. Irgendwie ist das alles fast schon meditativ. Ich hatte in der Straßenbahn die Idee, das hier niederschreiben zu müssen.

Manchmal überlege ich, wie diese ganzen Sicherheitselemente mal gebraucht werden. Was, wenn die Straßenbahn einen Unfall erleidet? Oder wenn ein Fahrgast plötzlich einen Anfall irgendeiner Art erleidet? Erst letztens wurde ich Zeuge eines Sturzes eines älteren Herrn, der sich durch die Bremskraft eines Zuges nicht mehr im Stand halten konnte. Er fiel böse hin. Bevor ich jedoch irgendetwas unternehmen konnte, gab es ein paar hilfsbereite Mitmenschen, die dem Mann aufhalfen. Ich hingegen war in dem Moment wie versteinert. Ich griff wie aus Reflex nach meiner Tasche, in welchem sich Verbandssachen befanden. Wenn der Herr nicht so bald aufgestanden wäre, hätte ich hoffendlich eingeschritten. Sicher weiß ich es allerdings nicht. Ich hoffe, dass ich eingeschritten wäre. Ich hoffe es...

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